Das A9 Projekt
A lot of sliding leads to thin trousers. /     The board's new clothes.
 
 

Texte zum Gesamtprojekt

 

 

 

 

 

 

 

 

 
   

1994/ 95 beginnt die Arbeit mit Sprichwörtern, Fotoserien entstehen (“Einschreibungen”),  Objekte (“Spruchträger”) und Handzeichnungen (“Cartoons”)

Beschränkung auf die klassische Sprichwortsammlung Karl Simrocks (erschienen 1846, enthält 12396 Sprichwörter)

1995 entstehen die ersten Kombinationen mit Schlagzeilen.
Eine nach Medien sortierte Sammlung an Schlagzeilen wird angelegt.

Die Idee wird entwickelt, diese Textkombinationen als Tafeln an die Autobahn A9 zu bringen. Gemeinsam mit Peter Hochel, einem befreundeten Galeristen und Verleger der vorrangig das Management übernehmen wird, wird das Projekt geplant. Es erhält den Untertitel"Durchfahrt".

Januar 1996 wird der Transit e.V. gegründet, ein Verein, der die Realisierung dieses Projektes zum Ziel hat.

Im Frühjahr 1996 erste Kontaktaufnahmen mit den Verkehrsministerien und Straßenbauämtern. Es wird rasch deutlich, daß die Schwierigkeit in einer relativ unbeweglichen Verwaltung besteht. Der betreffende Paragraph des Bundesfernstraßengesetzes, der Hochbauten an Bundesautobahnen in einem Abstand bis zu 40 Metern untersagt, enthält eine Ausnahmeklausel. Wir hoffen, die zusändigen Institutionen motivieren zu können, nicht den einfachsten Weg des “Nein” zu gehen.
Eine erste Anfrage beim Bundesverkehrsministeriums wird in zwei Sätzen abgelehnt.

Der Verweis auf die Verkehrssicherheit die Standardbegründung.

Kontaktaufnahme / Information sämtlicher Institutionen, die in Deutschland mit Verkehrssicherheit beschäftigt sind.

Juli 1996 erste öffentliche Vorstellung des Projektes anläßlich einer Ausstellung in der Galerie Kunst der Zeit in Dresden.
Siebdrucke zum Projekt entstehen.

Im Herbst 1996 erhalten wir über den ADAC die Empfehlung an einen Verkehrssicherheitsexperten, Herrn Prof. Ungerer, der das Labor für Sensomotorik und Sicherheitstechnik der Uni Bremen leitet. Prof. Ungerer ist prinzipiell interessiert an dem Projekt. Es stellt sich bald heraus, daß die pauschalisierte Verkehrsgefährdung so nicht behauptete werden kann, und es einen erheblichen Forschungsbedarf gibt.
Seiner Meinung nach wären durch eine richtige Plazierung der Tafeln sogar sicherheitsfördernde Effekte zu erreichen. Anti - Einschlaf - Punkte an eintönigen Streckenabschnitten oder eine Art “Erdung” des Fahrers an “startbahnähnlichen”  Drei- oder Vierspur - Strecken, die unbewußt wesentlich schneller befahren werden als empfunden wird.

Gemeinsam mit der Tatsache, daß in anderen Ländern Tafeln an Straßen stehen es auch spezielle Kunstprojekte gibt, bringt uns das zur Überzeugung, daß es irgendwie gehen muß.

Wir bemühen uns darum, Referenzen zu sammeln und  als Ansprechpartner überhaupt ernst genommen zu werden, dazu starten wir eine Offensive im Kulturbereich.
    Die Strecke führt durch vier Bundesländer, deshalb werden wir das Projekt in allen Bundesländern vorstellen. Im September 1997 präsentieren wir das Projekt im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Brandenburg, Minister Reiche eröffnet die Show. Es gibt ein großes Presseecho, alle Berliner Zeitungen berichten, “Der Spiegel” schreibt. Das Projekt als Kunstwerk findet Zustimmung.

Eine Edition von 18 Postkarten mit Textkombinationen erscheint

Display I Oktober 1997 wird auf der Raststätte Rodaborn, KM 202 an der A9 eine Serviceskulptur aufgestellt, die als Außenposten des Projektes Informationen enthält. Sie wird ein Jahr dort stehen.

"Außendienst, Redeschwall und Totenstille" November 1997, eine Ausstellung in der Galerie CULT in Wien wird genutzt, um einen weiteren Kontext für die Kombination von Sprichwort/Schlagzeile zu proben: Jeden Tag der Ausstellung wird eine Postkarte produziert, mit einer tagesaktuellen Schlagzeile.

Januar 1998 “Worum es sich dreht” Es gelingt uns, eine Installation in München auf dem Marienplatz, dem Königsplatz und auf der Theatinerstraße zu realisieren. Gemeinsam mit dem Kunstraum München e.V.  wird das A9 Projekt in Bayern vorgestellt. Das Faltobjekt “Himmel & Hölle” entsteht.

April 1998 - eine Dokumentationsausstellung in der ACC Galerie in Weimar präsentiert das Projekt in Thüringen. Thüringens Kulturminister Schuchard eröffnet sie.

August 1998 Wir stellen der Tank & Rast AG, die die Raststätten und Parkplätze betreut, einen weiteren Projektteil vor, das "Tausend - Kilometer - Gespräch", das zeitlich unabhängig von "Durchfahrt" - der Aufstellung der Bilboards am Straßenrand - laufen kann. Es ist eine Art interaktives Kreuzworträtsel, das die Straße als Handlungsfaden eines Gespräches auffaßt, von dem auf jedem Parkplatz ein weiters Stück zu enträtseln ist. Die Tank & Rast AG nimmt den Vorschlag sehr positiv auf.

"Die Magdeburger Thesen" Im Juli 1998 wird das A9 Projekt in Magdeburg vorgestellt für Sachsen - Anhalt. Gemeinsam mit dem Kunstverein Vierung e.V. und dem Kulturamt der Stadt wird parallel eine Installation im öffentlichen Raum gezeigt. Die Textschilder, die in München zum Einsatz kamen, werden in völlig verändertem Umfeld plaziert.

Wir stellen den ersten offiziellen Antrag zur Genehmigung der Aufstellung von Texttafeln an der A9 Beim Bundesverkehrsministerium und den Verkehrsministerien der Länder.
Begleitet wird der Antrag von  persönlichen Befürwortungsschreiben  der vier Kulturminister der Länder, durch die die A9 führt. Sechs Wochen später erhalten wir eine abschlägige Nachricht.

Die Tank & Rast AG wird verkauft, alle Verhandlungen bezüglich des "Tausend - Kilometer - Gespräches" werden auf Eis gelegt oder sind hinfällig.

"Spruchträger & Fernsprecher" November 98 - Januar 99, Das Projekt, das den Gegenpol und Endpunkt innerhalb des gesamten A9 Projektes bildet, und die öffentliche Sprache im privaten Raum lokalisiert. 30 Beteiligte in Berlin lassen sich für ihre Wohnungen ein Objekt mit und zu einem Sprichwort anfertigen. Die Ausstellung besteht aus den 30 Telefonnummern, unter denen man für zwei Wochen Besichtigungstermine vereinbaren kann.

April 1999 Die neue Tank & Rast AG meldet Interesse an dem "Tausend - Kilometer - Gespräch" an.

Wir stellen einen Antrag bei der neuen Bundesregierung, der im März 1999 ebenfalls abschlägig beantwortet wird.

Wir lösen den Transit e.V. auf.

Im September 1999 wird als letzter Teil des A9 Projektes "Zentrifuge & Strudel" in Erfurt auf dem Anger und im Innenhof der Staatskanzlei durchgeführt.