Meistens sind die Immigranten für die Arbeit die sie erledigen überqualifiziert. Problem Nummer eins für Immigranten in Italien ist die Aufenthaltserlaubnis. Es gab nur 2 Jahre: 2000 und 2001, in denen Immigranten legal nach Italien kommen konnten, aber tatsächlich kommen bereits Hunderttausende mehr. Das zweite Problem ist die Staatsbürgerschaft. Italien hat kein Einbürgerungsgesetz, Sie können nur durch Heirat Bürger werden. Charakteristisch ist Schwarzarbeit, denn ohne Einkommen ist es nicht möglich zu bleiben. Man hat ein wirkliches, aber ungesetzliches Einkommen. Auf der einen Seite ist man als Arbeiter erwünscht, hat aber keine Erlaubnis zu bleiben. Anderseits sind die Bevölkerungszahlen rückläufig, und werden auf Jahre weiter sinken und das schwächt die allgemeine Arbeitskraft. Es sollte kein Problem zumindest im Nordosten sein, wo Überbeschäftigung statt Unterbeschäftigung herrscht, so wie im ganzen Norden und der Mitte. Es könnte Beschäftigungsprobleme im Süden geben. Aber im Süden ist ein niedriger Prozentsatz an Immigranten, im Vergleich zum Norden, der sich aber erhöht, weil zumindest im Dienstleistungsgewerbe Immigranten gebraucht werden, aber auch in der Gesundheitspflege, Betreuung älterer Leute, Hausmeisterservice, aber auch im Baugewerbe und industrieller Arbeit jeder Art, in Turin aber auch Ingenieure.
Es gibt auch einige Italiener, die Probleme mit Ausländern haben, weil der schwächste Teil des Arbeitskräfte sich durch die neuen Arbeitskräfte bedroht glaubt. Aber der Stellenmarkt ist segmentiert, so sind neue Arbeiter nicht inKonkurrenz mit Leuten, die besondere Fähigkeiten haben oder im öffentlichen Dienst arbeiten. Das schwächste Teil der jungen Italiener fühlt sich bedroht. Es gibt auch Italiener, die sich aus Gründen der Sicherheit bedroht fühlen, aber das ist ein anderes Problem, das nicht viel mit Arbeit zu tun hat.
Der Widerspruch zwischen Flexibilität und Integration von Ausländern betrifft auch die jungen Italiener, die sich der Warteschlange auf dem Stellenmarkt spät anschließen. Im Augenblick gibt es einen Konflikt und die Nachfrage nach mehr Flexibilität erhöht sich und dies geht nicht nur auf menschliche Kosten, sondern auch auf Kosten der Leistungsfähigkeit. Flexibilität fordert menschliche Kosten und auch soziale Kosten. Wenn man zu flexibel ist, kann man nicht in sich selbst investieren.
Die italienische Verfassung beinhaltet, dass die italienische Republik auf Arbeit gegründet ist. Das ist von mentaler Bedeutung, und auch praktisch wichtig. Wenn Sie mit einem fremdenfeindlichen Italiener sprechen, der vor Jahren selbst Immigrant in Nordeuropa war, werden Sie als erstes hören: "Wir gingen nach Frankfurt um zu arbeiten, nicht zu stehlen." Das stimmt so nicht. Einige Immigranten stehlen, aber ich glaube, dass dies auch einige Italiener in Frankfurt getan haben. Tatsache ist, dass sich das allgemeine Verhältnis so gestaltete, dass sie sich als Arbeiter fühlen konnten. Sie glauben aber nicht, dass der Immigrant ein Arbeiter ist. Kann sein die Ausländer hier arbeiten mehr als die Italiener in Deutschland, aber das wissen sie nicht.
Der Wert der Arbeit als Legimitation in der Gesellschaft sinkt. Und das ist keine gute Sache. Weil Sie etwas haben müssen, das die Gesellschaft zusammenhält. Das ist nicht mehr die kulturelle Identität, weil die Welt sich öffnet. Zu versuchen, sich abzuschotten ist möglich, aber es ist nicht sehr klug. Es ist nicht nur unfair gegenüber den Leuten, die sich integrieren möchten, es ist auch unfair zu sich selbst.

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ARBEITSGEIST

Francesco Ciafaloni

ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bürgerrechtsorganisation Comitato di Racismo und des IRES (Institut für Ökonomische und Soziale Forschung)