Links neben dem Museum befindet sich eine sitzende Figur, „Lesender Arbeiter“ benannt. „In sich ruhend und ungezwungen, selbstbewußt und unbestechlich stellt der Künstler diesen Menschen dar.“ Die Figur ist von 1961, der Sockel ist jedoch älter. Er stammt aus einer der zerstörten Magdeburger Villen, in der er vor dem Krieg eine Figur Goethes trug. Das dürfte dazu beigetragen haben, daß auch die jetzt darauf befindliche Figur von den Leuten, die „Goethe” betreiben, umgedeutet wurde. Nach ihrer Meinung haben wir es hier mit dem lesenden Goethe zu tun, der gegen acht Uhr morgens - noch nicht einmal fertig bekleidet - in das „Leben der schwedischen Gräfin von G***“ von Christian Fürchtegott Gellert vertieft ist und nachdenkt. Geschickt wurden Goethes Standardgesichtszüge entfremdet und ein ablenkender Titel beigefügt, so daß die tatsächliche Bedeutung der Statue nur Eingeweihten klar wird. Verständlich werden jetzt auch die roten Nelken, die in der Walpurgisnacht zum 1. Mai bisweilen am sogenannten „Lesenden Arbeiter“ abgelegt werden und Beleg für Aktivitäten sind, die mit dem Namen Goethe in Magdeburg in Verbindung stehen.

Dieses vielschichtige Denkmal erhält deshalb vier Pudelkerne.

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Das falsche Denkmal
Wiese neben dem Kulturhistorischen Museum, 1961 bis heute