Außendienst, Redeschwall & Totenstille
On-Site Services, Torrent of Words, and Deathly Silence

Gallery Cult, Vienna, 1997
Daily production, exhibition and distribution of a postcard containing both a

headline of the day and a proverb.

Wien, November 1997 Galerie Cult
Täglich wird eine Postkarte gedruckt, die eine Schlagzeile aus einer Zeitung des Tages zeigt und ihr ein Sprichwort zuordnet Die Postkarte wird in der Stadt verteilt und verschickt

Außendienst, Redeschwall & Totenstille verankert die Textkombinationen zeitlich und örtlich. Die Angabe ‘Wien, 20.11.1997’ ordnet die Texte zu. Das jeden Tag eine neue Karte produziert werden muß, kommt es zu einer ‘Echtzeitaktion’. Der ‘Dienst’ beginnt mit täglichen Lesen der Presse, gefolgt vom Erstellen der Kombination, dann dem Drucken und endet mit dem Verteilen der Karten in der Stadt.

Die Karten treten in Konkurrenz zum Handzettel, der die nächste Geschäftseröffnung ankündigt und der den Sommerschlußverkauf einläutet. Vielleicht ist er auch keine Konkurrenz, er ergänzt ihn. Die Karten sind in ihrem bescheidenen Auftauchen in der Stadt ein Einsickern, eine Art homöopathisches Geschehnis.

Das Projekt spielt auf die Tradition des Agitprop an, einer heute fast romantisch denunzierten Tätigkeit. Nachts wird gedruckt und tags verteilt, die Informationsmenge winzig im Vergleich. Der Vermittlungsweg integriert deutlich populistische Methoden - von der unselektierten Öffentlichkeit bis zu zunächst witzigen, ‘ansprechenden’ Textkombinationen. Dienstleistung wird gegen Störung verspannt. Die Aktion erhält vom Kunstkontext aus eine formale Qualität. Sie wird nicht in eine reine politisch-soziale Praxis umgewandelt, sondern versteht ihren Ursprung in der Galerie als Reservoir, das die Kraft zur erweiterten Tätigkeit immer auch rückbezieht. Die Bekenntnis zum Kontext ‘Kunst’ ermöglicht das Freihalten der Arbeitsweise.